Kejnu am Zürich Openair

Irgendwo von hinten tanzten Seifenblasen dem grauen Himmel entgegen. Die ersten Regentropfen fielen. Der Herbst kündigte sich definitiv an. Das Zürich Openair-Gelände war praktisch leer. Es standen nur wenige Zuschauer bereit. Manche in lockeren, sommerlichen Festivaloutfits, andere in dicken Schals und Gummistiefel.

Ich wartete mit ihnen auf den Showbeginn des ersten Acts auf der Blue Stage, der riesigen Hauptbühne des ZOA. Man hätte die ganze Situation wohl etwas als undankbar ansehen können. Aber, so entschlossen, wie sie ihre Show auf Facebook angekündet hatten, so betraten Kejnu die Bühne und starteten unbeirrt ihr Konzert.

Was vor Jahren als Einzelprojekt des Zürcher Nuél Schoch ins Leben gerufen wurde, hat sich zu einer 4-köpfigen Band entwickelt. Nachdem ich zum ersten Mal von der alternativ Pop/Rock-Band gehört hatte, wunderte ich mich: „Wieso hör ich jetzt erst von denen?“ Hier am Zürich Openair stellte die heimische Band vor allem ihre neuen Titel des im April erschienenen Doppelalbums „Centillion“ vor – ihr 4. (!!) Album. Ihre Musik ist nicht ganz einfach zu beschreiben, über Retro, Future, Science Fiction, zu Romantik, Lo-Fi und Pop enthalte es von allem etwas. Auf die Band müsse man sich einfach einlassen, wurde mir gesagt.

Es strömten schliesslich doch noch laufend mehr Zuschauer von allen Seiten her hinzu. Die variablen, sehr facettenreichen Lieder der Band, brachten die Festivalbesucher auch an dem trüben Sonntagmittag zusammen. Leisere, sanftere, sehr sphärische Klänge zogen die Zuschauer in eine ganz eigene Klangwelt. Still und konzentriert wurde zugehört. Frontmann Nuél begrüsste das Publikum, erzählte zwischendurch etwas zur Band und dem aktuellen Album. Ob wir denn alle unsere Regenpellerinen dabei hätten? Sie also nicht. Am Schluss jedes Liedes wurde applaudiert und gejubelt. Als „Stormy Eyes“ mit den ersten Worten „Stop the rain…“ begann, musste ich grinsen. Das passte grad alles gut zusammen. Mit etwas leichteren und lockereren Melodien oder dann mit kräftigen, rhythmischen Beats wie etwa bei „Mountaineers“ wurde das Publikum doch wacher und lebendiger. Spätestens ab Mitte Konzert kam mehr Bewegung in die Menge und sie liess sich von der Musik tragen. Spannend, wie die ganze Umsetzung dieser recht electrolastigen Lieder mit Live-Band gut funktionieren. Zugabe gab‘s keine mehr, aber nach der 1-stündigen Show ging es auf der Zeltbühne auch bereits mit dem nächsten Konzert weiter.

Wer sich auch gerne mal auf die Band einlassen möchte, der kriegt im Dezember dann im Mehrspur Zürich die Chance. Da braucht dann auch keiner Regenpellerinen 😉

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