Summerdays Festival in Arbon 2009

Arbon hat sein Festival wieder – oder die Wanderjahre des Summerdays sind vorbei. Sicher an einmaliger Lage hatte das Summerdays dieses Jahr seine Bühne gestellt: In den Quaianlagen in Arbon, direkt am See. Die Musiker hatten nicht nur das Publikum vor Augen, sondern auch den See und das Panorama dahinter. Für das Publikum war der See ein Magnet, welcher zum Verweilen oder als „Essplatz“ einlud: „Füsse baumeln lassen und die Stimmung geniessen…“

Doch je später der Abend, desto ungemütlicher wurde es. 10‘000 Personen hatten ein Ticket erworben – meiner Meinung nach zu viele für diesen Platz. Dazu wurden natürlich auch die Kapazitätsgrenzen der Soundanlage getestet. Das sind zwei Negativpunkte, die ich dem Summerdays abziehe. Dann noch einen für das lange Anstehen am Freitag Abend. Diese Punkte sind aber schnell wieder aufgeholt. Das Gelände war und blieb die ganzen zwei Tage erstaunlich sauber, die WC-Anlagen waren ebenfalls gut im Schuss und die Verpflegungsmöglichkeiten waren so ausgewogen – und nicht nur von „fast food“ geprägt – dass jeder etwas Feines fand. Das Gelände und dessen Organisation macht ein Openair aber noch lange nicht aus.

Dass dieses Jahr der Samstag mehrheitlich im Zeichen der Schweizer Musiker stand, hat uns natürlich sehr gefreut. Ich freue mich auf das Summerdays 2010 und hoffe, dass die Schweizer Musikszene auch dann wieder einen solchen Stellenwert hat.
Fankhauser begrüsste uns am Freitag. Mit seiner Crew verstand er es auch diesmal „Nicht-Blues-Freunde“ mitzureissen. Kein Wunder, schliesslich werden seine Songs auch im Radio gespielt, so dass einige ein „Aha“-Erlebnis hatten. Love man riding und Member‘s only gehören ganz einfach dazu. Die Aussicht erinnerte ihn natürlich an seine Heimat in Thun, und entsprechend locker war er. Auch seinen Musikern konnte man die Spielfreue ansehen. So macht ein Konzert Freude. Obwohl das Openair erst einige Stunden alt war, war das Publikum schon richtig anwesend. Es wurde mitgeklatscht, gesungen und nach mehr geschrien. Philipp Fankhauser lässt man nicht so einfach ab der Bühne – und auch seine Musiker sollten nochmals alles geben. Das machten diese natürlich mit Vergnügen. Erst einige Zugaben später entliess man ihn in seinen Feierabend. Einen solchen Einstieg in ein Openair gefällt – Danke Mister Fankhauser: „it just was great!“

Den Samstag eröffneten Migu aus St. Gallen. Keine einfache Aufgabe, die erst spärlichen ( und noch müden ) Besucher vor die Bühne zu locken. Da übernahmen die Kleinen mal die Initiative und feuerten die Herren fleissig an. Das wiederum spornte den Sänger Marcus an. Das Publikum traute sich näher und genoss die feinen pop-rockigen Songs. Mir gefällt ihre Musik, natürlich, ohne viel zusätzlichen „Klamauk“, und doch radiotauglich. Mein Ohr ist sich solche Musik gewohnt und freundet sich deshalb gerne damit an; und meine Augen freuten sich an der unverkrampften Art der Herren. Das war keine Show, die einstudiert war, sondern echt und so, wie sie eben sind. Toll! Sind wir gespannt, wo‘s mit ihnen noch hin geht.

Und dann war es mal wieder Zeit für unsere Jungs aus Biel. Einmal mehr staunte ich… Pegasus haben wir doch erst kürzlich noch im Swiss-Top gesehen… Jung, herzig, aber voller Energie. Inzwischen sind 3 Jahre vergangen. Noch immer Jung, noch immer voller Energie, aber nicht mehr mit „Jöö-Effekt“. Die Jungs sind reifer geworden und haben unglaublich viel gelernt. Musikalisch haben sie wohl die letzten 4 Jahrzehnte durchgeackert und auf der Bühne stehen sie, wie wenns ihr Zuhause wäre. Da sich das Publikum nach Migu wieder zerstreut hatte, mussten sie sich die Aufmerksamkeit erst mal erkämpfen. Noah unterhielt das Publikum auch neben den Songs und erklärte auch mal, worum‘s darin geht, woher sie kommen, oder dass sie den Blick auf den See am Morgen schon genossen haben.. Damit das Publikum allerdings näher kam, oder mit Klatschen Stimmung machte, dafür war Gabriel zuständig. Dies machte er auch wunderbar, denn plötzlich wurde es eng… Aber ich bin überzeugt, das war nicht nur Gabriel zu verdanken…
Die zu einem Quintett angewachsene Band bringt solche Spielfreude mit, und hat tolle Songs im Gepäck, dass man schlicht nicht anders kann! Zur Zugabe wurde vom Publikum dann unmissverständlich „Easy“ gefordert – natürlich fügten sie sich diesem Wunsch…
Als dann zur Autogrammstunde das Merchzelt beinahe aus den Nähten platzte, war mir klar, ich bin nicht die einzige, die diese Jungs mega findet!

Für uns machte Ritschi den Abschluss vom Openair. Er hatte zuvor das Openair bereits aus der Sicht des Publikums genossen und wusste deshalb ganz genau, was hier noch fehlte. Im Nu brachte er die Stimmung zum Brodeln, die Hände flogen nur so in die Höhe, und mitgesungen wurde überall. Dass hin und wieder der Wunsch nach einem Plüschsong kam störte ihn wenig. Dafür forderte er das Publikum. Klatschen mit je 3 Fingern tönt einfach nicht gut, auch mit je 4 reichts noch nicht für den vollen Klang – es braucht 5 dazu. Weshalb er mit dem Publikum diesen Versuch machte? Er war überzeugt davon, dass das Arboner Publikum lauter singen konnte, denn in seinen Ohren tönte es wie Klatschen mit nur 3 Fingern. Und er sollte recht behalten, was danach kam konnte man sicherlich bis nach Steinach hören.. Dass Ritschi ein Musiker zum Anfassen ist, bewies er mit seiner Tour durchs Publikum. Auf einmal war er weg von der Bühne und in der Menge – einzig von der Kamera verfolgt..
Ich bin mir sicher, dass da einige Herzen höher schlugen, und manch ein Fan gewonnen wurde. Ich schaute unterdessen den „zurückgebliebenen“ Musikern zu. Auch hier, strahlende Gesichter! Woran das liegt? Ich glaube daran, dass ihnen Spass macht, was sie tun.

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