Ritschi am FeelGood Festival in Niedergösgen

Endlich! …kommen diese starken Lichter unter den heranziehenden schwarzen Gewitterwolken voll zur Geltung!

Ohne Punkt und ohne Komma geht’s los. Bassist Emmi wurde rechtzeitig zur Festival-Saison wieder fit und zieht alle Register. Dafür will Ritschi’s Stimme heute anscheinend keine Höchstleistungen erbringen, was man allerdings beim Gesang kaum und eigentlich nur beim Reden bemerkt. Wer sich aber nun auf wenig Geschwätz und mehr Musik freut, liegt auch diesmal falsch.

Kaum kommt das Konzert so richtig in Fahrt, rüttelt der Wind bereits kräftig an allem was nicht niet- und nagelfest ist. Kurz darauf die ersten Tropfen, die geübten Festivalbesucher schlüpfen in ihre mitgebrachten Zwanzigtausender-Wassersäule-Kleider oder in durchsichtige Plastiküberhänge und trotzen dem vom Himmel fallenden Bindfaden-Gewitterregen.

Ritschi und der Regen scheinen eine besondere Beziehung zu führen. Was sich liebt, das neckt sich… Der Sänger macht’s wie sein Publikum und lässt es sich nicht entgehen, die Weichbecher unter Zelt-Dach vor Ort aufzufordern, auch mitzumachen. Einmal quer durchs Gelände und als es dann so richtig runtergoss, zieht es ihn gleich noch einmal ins Publikum. Tropfnass und mit schlammigen Schuhen zurück auf der Bühne gibt er noch mehr Vollgas. Es gibt Künstler, die ziehen sich während ihrer Show um. Ritschi wechselt chamäleonartig sein hell- in ein dunkelblaues Hemd und die Schuhe wechseln von weiss in braun. Spontan holt er den Bucheli-Song, welcher bei der letzten Tour regelmässig performt wurde, hervor und spielt die passende Strophe auf seiner Ukulele. Genau dieser Song machte kürzlich im Zusammenhang mit dem supernassen Juli online Furore.

Inzwischen findet auch der grosse Plüsch-Hit „Heimweh“ einen Platz in Ritschi’s Programm. Beim Publikum kommt dieser fantastisch an. Mir als alter, bekennender Plüsch-Fan kommt dies jedoch irgendwie komisch rüber. Beides ist gut, die Band auf der Bühne und der alte Song. Doch in meinen Augen spielt die falsche Band den richtigen Song oder die richtige Band spielt den falschen Song. Der grossen Mehrheit der Menschen am FeelGood gefällt jedoch genau dies besonders gut und deshalb ist es auch völlig in Ordnung und die Stimmung nimmt mich einfach mit und verführt back in times.

Die eingehüllten Besucher und die baldigen Schlammcatcher sind ebenfalls völlig verzaubert von Ritschi’s Spielfreude und der Fähigkeit die klatschnasse Masse zu begeistern und trotz des Wassers auf Trab zu halten. Die FeelGood-Menschen geniessen das Konzert und lassen sich von der Energie, die von der Bühne kommt, einfach mitreissen. Sie tanzen und singen unter anhaltendem Regenguss.

Nach diesem feuchtnass geprägten Konzert lässt sich bereits einen hellen Lichtstreifen am Horizont ausmachen. Die Regenfront zieht weiter, denn die nachfolgenden Bands führen keine besondere Beziehung zu Duschen unter freien Himmel.

…an dieser Stelle gilt allen Durchnässten ein frohes sonntägliches Tee trinken zu wünschen. Salbei wäre gut für die Stimme und ins Erkältungsbad einfach Eukalyptus giessen…

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