Tomazobi im Stern in Muri

Es gibt ja dieses altbekannte Vorurteil über die Berner: sie sind l-a-n-g-s-a-m… dieses Vorurteil ist spätestens seit letzten Sonntagabend bei mir revidiert, als ich im Café Stern in Muri Tomazobi gesehen habe. Oder gehört. Oder erlebt. Jedenfalls ertappte ich mich bei dem Gedanken, wie Berner so schnell singen können, dass ich mit Hören kaum nachkomme.


Das Café war besetzt bis auf den letzten Platz. Schon eine Stunde vor Beginn musste man sich einen Hocker fast schon erkämpfen. Es ist schwierig, über dieses Konzert einen Bericht zu schreiben, der nur halbwegs widergibt, was man mit Tomazobi erleben kann. Ein Witz gab den anderen, die Lieder wirkten spontan und kaum hatte man sich vom einen Lacher erholt, hielt ich mir schon wieder den Bauch über den nächsten Seitenhieb, der verteilt wurde. Die drei verstehen ihr Fach wirklich bestens. Tobi beeindruckte durch seine unglaubliche Beweglichkeit, sei es mit der Stimme oder mit seinem ganzen Körper. Maze bearbeitete seine Gitarre wie ein langjähriger Flamenco-Profi und Obi bestach durch seine Witze und der Hingabe, mit der er singt. Man merkte, dass es den dreien wirklich selber Spass macht. Sie flechten in ihre Lieder Aktualitäten ein, mischen altbekannte Melodien mit eigenen Spinnereien, kombinieren Tradition wie Flamenco, chinesische Musik oder russische Melodien mit Berner Mundart voller Sprachwitz.

Beeindruckend fand ich auch die Leichtigkeit, mit der vor allem Maze mit den Sprachen spielt. Absolute Glanzleistung für mich war jedoch die Hiphop-Persiflage „Hibedihop“: in Gangster-Manier und mit viel Bad-Boy-Gehabe mokierten sich Tomazobi über die allseits bekannten Hiphopper und legten dabei ein unglaubliches Talent für diese Musikrichtung an den Tag, so dass man sich fast schon selber in einem dieser MTV-Videos wähnte. Einfach köstlich – respect, Mann!

Die neue Life-CD „Grand Prix“, welche wortreich und in allen Facetten während dem ganzen Konzert beworben wurde, kann für all jene, die Tomazobi noch nie gesehen haben, ein kleines Amuse-Bouche sein. Wer aber nicht erlebt hat, mit welchem Enthusiasmus, welcher Lebensfreude und welch unglaublichem Witz die drei Jungs auftreten, wird das Geheimnis dieser Troubadoure nicht erkennen. Dass es ihnen nicht an Selbstbewusstsein und Selbstironie fehlt, mag ein Teil dieses Geheimnisses sein. Am Ende ging ich jedenfalls nach Hause mit dem Gefühl, eben ein neues Land kennengelernt zu haben, das noch weiter entdeckt werden will. Tomazobis Liebe zu Spanien und seiner Musik tut für mich persönlich als Liebhaberin der iberischen Halbinsel seinen Teil dazu. In diesem Sinn: Olé! (Aber das war jetzt ein Insider…)

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